In vielen Medien wird derzeit hervorgehoben, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Leitzins gesenkt hat – und damit könnte man annehmen, dass auch die Zinsen für Bau- und Immobiliendarlehen sofort nachgeben. Doch die Realität im Markt zeigt ein anderes Bild: Trotz sinkender Leitzinsen bleiben die Konditionen für Immobiliendarlehen verhältnismäßig hoch – oder bewegen sich gar nach oben.
Ein kürzlich erschienener Artikel der Süddeutsche Zeitung macht genau diesen Punkt: Zwar sinkt der Leitzins, aber im Bereich Baufinanzierung zeichnet sich nicht automatisch eine unmittelbare Entlastung der Kreditnehmer ab. (Süddeutsche.de)
Woran liegt das?
Mehrere Faktoren spielen eine Rolle:
- Banken-, Finanzierungs- und Refinanzierungskosten: Der Leitzins ist ein zentrales geldpolitisches Steuerinstrument – aber er wirkt nicht direkt und sofort auf sämtliche Kreditarten. Banken refinanzieren sich z. B. über Geld- und Kapitalmärkte, langfristige Anleihen oder Verbriefungen. Die Konditionen für Baufinanzierungen richten sich oft stärker nach langfristigen Kapitalmarktzinsen und Risikoaufschlägen als nach dem kurzfristigen Leitzins. (Süddeutsche.de)
- Erwartungen der Märkte und Renditen von Staatsanleihen: Ein Beispiel aus dem SZ-Artikel: Für Immobiliendarlehen sei weniger der kurzfristige Leitzins ausschlaggebend, sondern z. B. die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen – denn sie spiegeln die langfristige Kapitalmarktzinslage wider. (Süddeutsche.de)